Hammonias Töchter…

… fragen nach, hieß die Veranstaltung des Landesfrauenrats, bei der ich zum ersten Mal in meinem politischen Leben die Inhalte unseres Wahlprogramms und damit unserer Politik gegenüber anderen vorstellen und in einer Podiumsdiskussion vertreten sollte. Wir diskutieren ja viel innerhalb der Partei, in Distriksversammlungen (zu denen ich viel zu selten gehe wegen all der Terminüberschneidungen), im Kreisvorstand, im Landesvorstand, bei der ASF… aber hier kamen jetzt WählerInnen, nicht an einen Infostand, sondern sitzen Dir gegenüber und fragen und wollen wissen, was die SPD sich vorstellt in Sachen Gleichstellung.

Nun sind wir Marktführerin was den zeitlichen Kontext angeht, seit dem wir uns als Partei mit dem Thema verbunden fühlen. Und neben Grünen und Linken auch diejenigen, die sich am glaubhaftesten mit der Gleichstellung auseinandersetzen. Sozusagen eigentlich ein Heimspiel.

Dennoch, das jetzt in Sätze zu packen und für unsere Politik zu werben, das ist eine spannende Erfahrung. Und sich mit dem Inhalt so auseinander zu setzen, dass auch die Wortwahl klappt („wir wollen ein Transparenzgesetz zu einem Entgeltgleichheitsgesetz weiterentwickeln“), ist auch neu, reden wie gedruckt, nicht so meins, der Inhalt ist ja klar: Geht ja gar nicht dass Frauen weniger verdienen als Männer, ja, und geht auch gar nicht, dass die CDU da in letzter Sekunde die Reißleine zieht, obwohl sie etwas anderes versprochen hat im Koalitionsvertrag, unglaublich!

Über die Fragen, über die ich mich innerlich am meisten ärgern, nämlich meine eigenen zu dem Thema 1) was ziehe ich bloss an, und 2) kann ich rhetorisch und inhaltlich bestehen neben einem Politiker aus dem Bundestag, einem weiteren der sogar Familienpolitischer Sprecher seiner Fraktion im Bundestag ist und einem Europaabgeordneten, brauche ich mir im Nachhinein weniger Gedanken machen als vorher: Zu Punkt ein, Du hast halt Haare die nie so wollen wie sie sollen, der Rest muss so sein dass Du Dich wohlfühlst, und zu Frage 2: Passt schon, wie Mama immer sagt, kochen auch nur mit Wasser.

Spannend, eine tolle Erfahrung, gute Fragen, und dennoch, schon mal gemerkt: Wenn die CDU anfängt, die Quote als “ das haben wir letzte Legislatur geschafft“ zu verkaufen, dann werde ich lauter: Mit ’ner albernen Flexi-Wischi-Waschi-Quote in den Wahlkampf ziehen, unsere klare Quotenidee zu verwässern und das ganze jetzt als Erfolg des eigenen Handelns zu verkaufen: Mutig, echt, und verdammt, aufpassen, alles was wir an Gleichstellung erreicht haben in der letzten Wahlperiode kam von der SPD! Das muss klar sein im Wahlkampf. Und eine Kanzlerin, die nicht mal weiß ob sie sich als Feministin bezeichnen soll oder ob ihr das schadet? Nee danke. Und auch eine Verteidigungsministerin macht noch keinen feministischen Frühling, nach unserer Denke ist das genauso wenig besonders wie ein Mann macht Familienarbeit. Liebe CDU, Männer und Frauen sind gleich, was die Führungsqualitäten angeht, nur die Möglichkeiten, diese auch auszuüben, an den Rahmenbedingungen dafür, da muss man etwas tun.

Mannomann, das man immer wieder von vorne anfangen muss.

 

Quote

Wollen wir eine Quote?

Die Frage spaltet jede Frauenrunde, in der man sich bewegt.

Als ich vor fast zwei Jahren in die SPD eingetreten bin, war ich gegen eine Quote. Haben wir Frauen das nötig, habe ich mich gefragt, wenn es nur nach Qualifikation geht, haben Frauen doch genau diesselbe Chance wie Männer- wozu dann  also eine Quote? Und ist es nicht auch ein wenig peinlich, als Quotenfrau irgendwo einzuziehen, und eben nicht über die Qualifikation?
Nein, ist es nicht, nach zahlreichen Diskussionen habe ich meine Meinung kehrtwendend zugunsten der Quote geändert. Frauen werden nicht automatisch nach ihrer Qualifikation beurteilt. Frauen brauchen Unterstützung, wenn es darum geht, wichtige Positionen zu besetzen. Und wenn dies durch eine Quote geschieht, so ist dies nur ein Anfang.

Völlig perplex habe ich wahrgenommen, dass Frauen bis 1977 (!) ihren Mann fragen mussten, wenn sie arbeiten gehen wollten- da war ich elf. Jetzt, mit 44, stelle ich fest, das die Gesellschaft wohl ein wenig länger braucht, um sich daran zu gewöhnen, dass Frauen teilnehmen wollen an allen Entscheidungsprozessen, als ich brauchte, das als selbstverständlich zu begreifen.

Eine Quote wird meiner Meinung nach dazu führen, dass unsere Kinder ganz selbstverständlich erfahren, dass Männer und Frauen führen und entscheiden, dafür ist für eine Quote nötig, denn freiwillig gibt niemand Macht ab. Wir brauchen eine gesetzliche Quote, so lange, bis es selbstverständlich ist, dass Frauen trotz Familie arbeiten und Männer nicht chancenlos sind, wenn sie Teilzeit arbeiten wollen.So lange, bis die Gesellschaft sich so verändert hat, dass nicht Präsenz über Chancen und Karriere entscheidet, sondern Erfolg und Stetigkeit.

Frauen werden dazu einen großen Beitrag leisten können, denn ein vielfältiges Leben, bestehend aus Beruf, Familie und Freizeit ist für Frauen erstrebenswert- nicht, um 22.00 Uhr noch Mails zu checken und online zu sein für den Job.

Dafür müssen wir uns einsetzen: Damit die Quote dazu führt, dass Frauen sich einbringen in die Führung, und diese verändern, damit alle ein erfülltes, ausgewogenes Leben führen können. Und damit in den nächsten Generationen völlig klar ist, dass Frauen und Männer gleichberechtigt und chancengleich sind, weil es in unserer Gesellschaft dank der Quote gelebt wird/werden muss. Mich würde Eure Meinung dazu interssieren! Und, liebe Freunde, um 23.00 Uhr für die Partei online zu sein, ist etwas völlig anderes :-)