Schon wieder. Europawahl (Kinder wie die Zeit vergeht)

Man könnte schon wieder mit einem „och nö“ beginnen, aber dieses Mal ist es dramatischer: Nicht nur dass die SPD historisch schlecht mit 13,9% abgeschnitten hat: Die AFD hat mit 15,9% abgeschnitten! Ich könnte weinen!

Gehen die denn nie wieder weg? Wie kann man mit Hass und Hetze soweit kommen?

Gestern im Kreis Wandsbek haben wir das Wahlergebnis besprochen, und es scheint klar: Das Thema Migration beherrscht den Wahlkampf und die Gemüter.

Für mich ist wichtig festzuhalten: Menschen haben das Recht aus Asyl. Menschen haben das Recht auf ein rechtsstaatliches Verfahren, um über ihren Asylantrag zu entscheiden. Ich glaube da sind wir uns einig.

Die realen Auswirkungen von Asylunterkünften stehen da auf einem anderen Blatt, da müssen wir mehr hinschauen und notfalls staatlich handeln! Ich würde sogar sagen, koste es was wolle, denn die Auswirkungen sieht man an der Wahlurne und dafür ist unsere Demokratie zu wertvoll!

Und natürlich ist es ärgerlich, wenn man Menschen, die kein Recht auf Asyl haben, nicht in die Herkunftsländer zurück reisen lassen kann, weil Ausweise fehlen oder ähnliches. Würde ich genauso machen, nach einer gefährlichen Flucht mit keiner Perspektive im Herkunftsland, können wir uns als Europäer ja mal fragen, warum die Persepktive da so schlecht ist. Können wir das als Gesellschaft aushalten, das Menschen, die nach dem Gesetz keinen Anspruch haben hierzubleiben trotzdem hier sind? Ich denke schon, solange sie sich einbringen.

Und ehrlich, wer straffällig wird wird inhaftiert, das ist doch auch klar, oder? Wie weit wollen wir gehen bei Abschiebungen?

Fakt ist, Entwicklungshilfe zu kürzen ist nun wirklich das krasse Gegenteil von Fluchtursachen bekämpfen, werter Herr Lindner. Muss ja kein Fahrradweg in Peru draus werden. Aber Entwicklungshilfe und faire Handelsabkommen wäre mal ein Anfang. Dann klappt es auch mit der Bekämpfung der Fluchtursachen. Und solange wir dazu nicht bereit sind: Integration. Und alles dafür tun, dass hier ein friedliches Zusammenleben klappen kann.

Rin in die Kartoffeln, rut aus den Kartoffeln….

Wie die Zeit vergeht! Es steht wirklich dringend mal wieder eine Aktualisierung an. Corona hat uns als Gesellschaft und als Welt herausgefordert und diktiert seitdem unseren Alltag.

Was macht das mit uns? Es raubt uns das, was wir dachten wäre gesetzt: Wachstum jedes Jahr, verlässlich planbares Leben, Freiheit wie man sie möchte, ohne Grenzen.

Das sollte uns insgesamt dankbar machen, dass wir es so lange so gut hatten und wir sollten uns besinnen auf das was in Zukunft gehen wird. Wir können so nicht weiter machen, die Welt und die Natur ausbeuten, denken es gibt keine Grenzen unseres Tuns. Die gibt es und wir sind in Europa, mindestens in Deutschland gut abgesichert, was medizinische Hilfe angeht, was finanzielle Hilfen angeht, und doch driftet die Gesellschaft immer weiter auseinander. Geht es uns zu gut? Einigen sicher, wenn der Diskurs von quer denkenden Menschen bestimmt wird, die an eine globale Verschwörung glauben aber nicht daran, dass es einfach so ist wie es ist, chaotisch, unplanbar aber trotzdem alles versucht wird um alles zu organisieren. Es gibt keine spontane globale Erkenntnis, wenn es so massiv neue Entwicklungen wie eine Pandemie gibt. Politik wird von Menschen gemacht. Und genauso, wie es nicht „die Ausländer“, „die Frauen“ oder „die Wirtschaft“ als homogene Gruppe gibt, gibt es auch nicht „die Politiker“. Es gibt gute und schlechte, organisierte und unorganisierte, kluge und nicht so kluge Köpfe, aber ich bin fest überzeugt: Im Großen und Ganzen versuchen alle ihr bestes. Können wir  bitte aufhören, die eigene  Meinung als absolut zu verkaufen? Das würde vieles befrieden, was in der Gesellschaft gerade zu großem Dissens führt. Ob geimpft oder nicht, ist mir egal, aber wenn die Argumente (und nicht die Meinungen!) ausgetauscht wurden ist alles gesagt und man kann es gegeneinander abwägen. Wer Recht hat ist eigentlich wurscht wenn man nur diskutiert, solange alle die Konsequenzen des eigenen Handelns tragen. Ich denke, es gibt generell wichtigeres als Recht zu haben- nämlich zusammen zu stehen und das beste aus der Situation zu machen. Also Ärmel hoch! Hier ist der Start für neue Gedanken und Ausrichtung der Gesellschaft, mit Digitalisierung und Naturschutz! Viel zu tun also… und ich persönlich fänd’ es schön man würde sich impfen lassen und diesen Virus austrocknen. Grmpf.

Und was macht das mit mir? Als Steuerberaterin mache ich seit März 2020 nur noch Coronahilfen. Und meine Partnerin in der Kanzlei und  das Team macht alles was die Steuern angeht. Und da dachte ich mir, nach 35 Jahren am Schreibtisch starte ich noch mal etwas Neues. Ich bin seit August auf dem Kattendorfer Hof als total ungelernte Kraft im Feldgemüsebau tätig. Frische Luft, Erde und ein Tagesablauf, der sich nach den Pflanzen richtet: Pflanzen, haken, jäten, ernten… ich bin so froh diesen Schritt gegangen zu sein. Der Mix aus Steuerberatung auf der einen und Landwirtschaft auf der anderen Seite ist spannend, herausfordernd vor allem aber: Ungemein befriedigend.
ich jedenfalls bin dankbar, wie vereinbar meine vielschichtigen Interessen und Tätigkeitsbereiche in meinem Leben Platz haben, das ist wirklich ein Geschenk! Und wer was über solidarische Landwirtschaft wissen will- melde sich, ich bin auskunftsbereit!

 

Europa und was uns bleibt

So Freunde, knapp zwei Jahre seit dem letzten Eintrag, viel passiert und eine kleine Auszeit später stehe ich am Abend der Europa- und Bezirkswahlen mit Tränen in den Augen vor dem Ergebnis „meiner“SPD.

Die Grünen ziehen verdient und als große Gewinner dieser Wahlen in das Europaparlament. Wir stehen trotz unserer tollen Spitzenkandidatin mit desaströsem Ergebnis da.

Was tun? Ganz klar: Raus aus der großen Koalition, wir wurden für unsere Kompromisse abgestraft, nicht für unsere Inhalte. Weg mit diesem Gelaber, Butter bei die Fische, wir wollen unsere Politik machen, und wenn das nicht geht, machen wir nicht mehr mit, sonst können wir demnächst an der 5%-Hürde kratzen.

Und Hamburg? Die Bezirke werden noch ausgezählt, aber auch hier ist der Trend klar: Wir verlieren massiv.

Also, liebe GenossInnen, auf gehts, Ärmel hoch und aufgeräumt was weg muss: Die Phrasen von Erneuerung. Statt dessen machen was man sagt und sagen was man macht. Weg mit Politikausrichtung nach Meinungsforschung, sondern bei den Kernbotschaften bleiben: Mensch vor Wirtschaft, Absicherung von Arbeitnehmerinnen, Bewahrung unserer Welt vor der kurzfristigen kapitalistischen Ausbeutung. Nötige Infrastruktur (Wasser, Strom, Verkehr, Krankenhäuser,  Netze) zurück in staatliche Hand.

Jetzt erst recht, aber endlich anders und konsequent sozialdemokratisch, raus aus der GroKo und ab in die Opposition wenn es sein muss, die kurzfristige Durchsetzung einiger Punkte kann nicht darüber hinwegtäuschen: Wenn wir so weiter machen, wird es die SPD nicht mehr lange geben. Und das wäre schade. Denn wir brauchen die SPD als starke Stimme der vernünftigen und pragmatischen linken Politik.